Alles fließt - die Geschichte des Wasserwirtschaftsamts München

Die Anfänge des öffentlichen Flussbaudienstes reichen in Bayern in die ausgehenden Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts zurück. Nach diversen Umstrukturierungen der Bauverwaltung entstanden im Jahr 1872 bayernweit 24 Straßen- und Flussbauämter.
Nach der Vereinheitlichung des Wasserrechts durch das bayerische Wassergesetz von 1907 fand auch das „Kulturbauwesen“ die notwendige Neuordnung.

1908
Kulturbauamt München

1908 wurden neben den weiterhin bestehenden Straßen- und Flussbauämtern 21 sogenannte Kulturbauämter errichtet und der Obersten Baubehörde im Staatsministerium des Inneren angegliedert. Das Kulturbauamt München fand seinen Sitz auf der Praterinsel.Die Aufgaben dieser Ämter bestanden im Wesentlichen in der Förderung der landwirtschaftlichen Bodenkultur, um in Zeiten raschen Bevölkerungswachstums die landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen zu verbessern. Daneben gehörte zum Aufgabenbereich die Betreuung von Wasserversorgungsanlagen von Verbänden und Gemeinden mit weniger als 1000 Einwohnern.
Zum ursprünglichen Dienstbezirk gehörte die Stadt München sowie die Landkreise München, Dachau, Freising, Erding, Ebersberg, Starnberg, Fürstenfeldbruck und Wolfratshausen.

1941
Wasserwirtschaftsamt München

Mit der Verordnung der Bayerischen Landesregierung vom 11. Juni 1941 wurden die Kulturbauämter in Wasserwirtschaftsämter umbenannt. 1944 bis 1949
Völlige Zerstörung des Dienstgebäudes auf der Praterinsel bei alliierten Luftangriffen und Bezug des neuen DienstgebäudesAm 13.07.1944 wurde das Dienstgebäude auf der Praterinsel bei alliierten Luftangriffen völlig zerstört. Nach dem 2. Weltkrieg wurde es wieder aufgebaut und im Jahr 1949 bezogen. In der Zwischenzeit dienten Holzbaracken als Notunterkünfte für das Personal, das den Dienstbetrieb aufrecht erhielt.

Früherer Standort des Wasserwirtschaftamts München: Die Praterinsel in der Isar Bild vergrössern Früherer Standort des Wasserwirtschaftamts München: Die Praterinsel in der Isar

1953
Erweiterung des Aufgabenbereichs

Am 27. Juli 1953 trat das erste Gesetz zur Vereinfachung der staatlichen Bauverwaltung in Kraft. Durch die Neuordnung erhielten die Wasserwirtschaftsämter die bisher den Straßen- und Flussbauämtern zukommenden Bau- und Verwaltungsaufgaben an den öffentlichen Flüssen, den Staatsprivatflüssen und –bächen und an den Gewässern mit erheblicher Hochwassergefahr, außerdem die Wildbäche im eigenen Dienstbezirk sowie die Bereiche Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung.

1959
Inbetriebnahme des Sylvensteinspeichers

Nach Inbetriebnahme des Sylvensteinspeichers im Jahr 1959 wurde die dort damals eingerichtete Bauleitung aufgelöst. Übrig blieb das erdbaumechanische Labor, das nach München verlegt wurde und dem WWA München unterstellt blieb. Seine Aufgabe war es, künftig alle Wasserspeichervorhaben der bayerischen Wasserwirtschaftsämter bei Planung und Bau zu betreuen.
Aus dem erdbaumechanischen Labor ging später das sogenannte Talsperrenbüro hervor, welches 1980 wegen seiner auf ganz Bayern ausgedehnten Aufgaben dem Bayerischen Landesamt für Wasserwirtschaft (heute Teil des Bayerischen Landesamts für Umwelt) zugeordnet wurde.


1969
Neubau der Flussmeisterstelle München

Die historischen Dienstgebäude der Flussmeisterstelle München mussten dem Ausbau der neuen Ifflandstraße weichen. Auf dem verbleibenden Grundstück wurde ein neues Gebäude samt Bauhof errichtet, in dem auch das erdbaumechanische Labor untergebracht werden konnte.(hier evtl. Photos Flussmeisterstelle alt/neu München).

1972
Geänderte Dienstbezirksgrenzen und Aufgabenschwerpunkte

Die Gemeindegebiets- und Landkreisreform im Jahr 1972 brachte eine grundlegende Änderung der Dienstbezirksgrenzen mit sich. In diesem Zusammenhang wurde für den Ammersee und Starnberger See die Regelung getroffen, dass der Ammersee künftig vom WWA Weilheim und der Starnberger See vom WWA München betreut werden soll. In diesen Zeiten verschoben sich auch die Schwerpunkte der Tätigkeiten des WWA München vom (landwirtschaftlichen) Wasserbau hin zum Ausbau von Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsanlagen. In besonderem Maße aber wurde das für den gesamten Ballungsraum München zuständige Amt durch die Beteiligung im Vollzug der Baugesetze beansprucht. Die immer intensivere Ausnutzung der Baugrundstücke und ihr hoher Preis führten zu immer häufigeren Eingriffen in das Grundwasser – der Grundwasserschutz wuchs zu einer der bedeutendsten Aufgaben heran. Das Personal wurde entsprechend umstrukturiert und aufgestockt, was zusätzliche Räume erforderlich machte.


1979
Einrichtung eines chemisch-biologischen Labors

Als neuer Schwerpunkt war die sogenannte technische Gewässeraufsicht zu den Aufgaben des Amtes hinzugekommen. Wie an allen anderen bayerischen Wasserwirtschaftsämtern wurde auch in München zur Untersuchung von Abwasser-, Grundwasser- und Gewässerproben ein chemisch-biologisches Labor eingerichtet, was einen Anbau (Richtfest Ende 1981) am bestehenden Dienstgebäude erforderlich machte. Neue Fachkräfte mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung wurden eingestellt.

1988
Aufteilung des Amtsbereichs des WWA München auf zwei Ämter

Ab 01.01.1988 wurde das WWA München in zwei Dienstbezirke geteilt und in Freising zusätzlich ein neues WWA Freising eingerichtet. Das WWA München blieb zuständig für die Stadt München und die Landkreise München, Ebersberg und Starnberg.


1996
Fachkundige Stellen an den Landratsämtern

1996 wurden an den Landratsämtern bayernweit sogenannte Fachkundige Stellen eingerichtet. Aufgaben und Personal der Wasserwirtschaftsämter wurden dorthin verlagert.

2006
Verwaltungsreform –
1 + 1 = 1

Zum 31.12.2005 wurde in der Bayerischen Wasserwirtschaftsverwaltung eine Organisationsreform durchgeführt. Es trat zum 01.01.2006 die Verordnung über die Einrichtung und Organisation der staatlichen Behörden für die Wasserwirtschaft (OrgWasV) in Kraft. Von den bisherigen 24 Wasserwirtschaftsämtern wurden 7 aufgelöst.
Im Regierungsbezirk Oberbayern war von dieser Konzentration das WWA Freising betroffen. Es verlor nach achtzehn Jahren seine Selbständigkeit wieder und wurde mit dem Wasserwirtschaftsamt München zusammengelegt.

2007
Umzug in die Heßstraße

Eingangsbereich des Wasserwirtschaftsamts München in der Heßstraße Bild vergrössern Eingangsbereich des Wasserwirtschaftsamts München in der Heßstraße

Die Dienststelle Praterinsel in der Isar stellte für das bisherige Wasserwirtschaftsamt München wegen dem unmittelbaren Kontakt zum Wasser einen idealen Standort dar.
Gleichwohl benötigte das vergrößerte Amt wesentlich mehr Raum. Durch die Eingliederung des Bayerischen Geologischen Landesamtes in das neugebildete Bayerische Landesamt für Umwelt war in der Heßstraße 128 ein Ämtergebäude frei geworden, das erstmals dem gesamten WWA München Platz unter einem Dach bot.
Schweren Herzens nahm man im März 2007 von den bisherigen Standorten in Freising und München Abschied und wagte einen gemeinsamen Neuanfang. Der Amtsbezirk des Wasserwirtschaftsamts München umfasst heute die Landeshauptstadt München sowie die Landkreise München, Dachau, Erding, Fürstenfeldbruck und Freising.