Wiedervernässung des Ampermooses

Das Ampermoos erstreckt sich vom Nordende des Ammersees bis nach Grafrath im Landkreis Fürstenfeldbruck. Die Amper durchfließt dieses Gebiet auf einer Strecke von knapp 7 km. Der bedeutendste Zufluss ist die Windach, die unterhalb der Ortschaft Eching in die Amper mündet. Im Moos selbst fließen zahlreiche Bäche und Gräben in die Amper, darunter der Garnbach und der Inninger Bach.
Das Ampermoos ist ein nach dem Ende der letzten Eiszeit entstandenes Verlandungsmoor, das mit einer Fläche von ca. 600 ha eines der wichtigsten Niedermoore Deutschlands darstellt. Es wurde deshalb 1982 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das Ziel war die Erhaltung dieses international bedeutsamem Feuchtgebietes mit seiner artenreichen und moortypischen Tier- und Pflanzenwelt.

Topografische Karte Bild vergrössern Topografische Karte

In den vergangenen Jahrzehnten ist aufgrund menschlicher Eingriffe der für das Moos notwendige hohe Grundwasserstand zurückgegangen. Durch die zunehmende Austrocknung weisen die moortypischen Pflanzengesellschaften auf etwa der Hälfte der Gesamtfläche des Mooses Schädigungen auf. "Allerweltsarten" wie Brennnessel, Landreitgras, Goldrute und Landschilf verdrängen die hochspezialisierte Niedermoorflora. In den Jahren 1986/87 wurde für das Ampermoos ein Pflege- und Entwicklungsplan erstellt. Dieser empfiehlt als wichtigste Maßnahme zur Verbesserung der Verhältnisse die Wiedervernässung. Dieses Ziel wollen wir durch den Bau einer Sohlschwelle in der Amper bei Grafrath verwirklichen.

Luftbildaufnahme Ampermoos Bild vergrössern Luftbildaufnahme Ampermoos

Bau und Auswirkungen der Sohlschwelle

Die Sohlschwelle wurde im Herbst/Winter 2012/13 oberhalb des Mutterbachs in der Amper bei Grafrath errichtet. Viele Vorarbeiten waren notwendig, so der Neubau der Friedhofsdränage in Kottgeisering sowie die Einrichtung von neuen Grundwassermessstellen. Bereits erhoben wurde zudem die sogenannte Nullprobe für die Flora und Fauna. Damit liegen Daten zu den momentan vorhandenen Populationen von Libellen, Heuschrecken, Schnecken und diversen Pflanzenarten vor.
Durch die Sohlschwelle steigt der Wasserstand der Amper bei Mittelwasser um 40 cm. Der Aufstau macht sich umso stärker bemerkbar, je niedriger die Wasserführung in der Amper ist. Auch bei kleineren Hochwassern ist noch ein Aufstau vorhanden. Bebaute Bereiche werden davon nicht betroffen. Bei großen Hochwasserereignissen wie an Pfingsten 1999 hat die Rampe keine Stauwirkung mehr. Bei einem Hochwasser dieser Größenordnung steht das ganze Ampermoos unter Wasser. Beim Hochwasser im Juni 2013 war der Verlust des Aufstaus am Bauwerk vor Ort erkennbar.

Sohlrampe am 5.6.2013 Bild vergrössern Sohlrampe am 5.6.2013


Längsschnitt der Rampe Bild vergrössern Längsschnitt der Rampe

Der Aufstau der Amper führt in den Bächen und Entwässerungsgräben im Moos zu einer Erhöhung der Wasserstände. Deshalb können sie nicht mehr im gleichen Ausmaß wie bisher das Grundwasser in die Amper abführen. Die Grundwasserstände im Ampermoos steigen wieder an und dies vor allem in den am meisten geschädigten Bereichen entlang der Bäche und der Amper selbst.
Die Wiedervernässung des Ampermooses wird dazu führen, dass die momentan noch vorhandenen niedermoortypischen Pflanzenarten und Vegetationsgesellschaften in ihrem Bestand gesichert und langfristig erhalten werden. Bereits verschwundene oder stark zurückgedrängte Tier- und Pflanzenarten können sich wieder ansiedeln und entwickeln. Durch eine Eindämmung gebietsfremder Arten und eine Reduzierung des Gehölzaufkommens wird der typische Landschaftscharakter, der geprägt ist durch Offenheit und Weiträumigkeit, erhalten und wiederhergestellt.
Mit Hilfe eines Monitoringprogramms werden die Reaktionen des Ökosystems in den Jahren nach dem Bau der Sohlschwelle dokumentiert.

Am 3.7.2013 wurde die Sohlschwelle in Grafrath mit einem Festakt eingeweiht.

Finanzierung

Die Wiedervernässung des Ampermooses wurde vom Bayerischen Umweltsministerium finanziert. Knapp die Hälfte der Kosten wurde von der europäischen Union kofinanziert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf knapp 1,2 Mio Euro.

Auswertung der Ergebnisse

Die Wirkung der Sohlrampe überprüfen wir durch die Messung der Wasserstände an der Amper und der Grundwasserstände im Bereich des Ampermooses.
Für die Messung der Wasserstände steht ein Pegel unterhalb (Pegel Grafrath: Grafrath.W.Prod) und einer direkt oberhalb der Rampe (Pegel Ampermoos: Grafrath Amp.W.Prod) zur Verfügung. Aus der Differenz der Wasserspiegel lässt sich der Aufstau unter Berücksichtigung des natürlichen Fließgefälles errechnen. Ziel war der Aufstau der Amper um 40 cm bei Mittelwasser. Vor Beginn des Aufstaus betrug das Fließgefälle 20 cm. Nach Ausgestaltung der Rampe Anfang April 2013 betrug die Differenz 60 cm. Die geplante Stauhöhe wurde also erreicht.

Luftbild Pegel Grafrath Bild vergrössern Abb. 1: Luftbild Pegel Grafrath

Auch bei Niedrigwasser und Hochwasser stimmen die für den Planungszustand errechneten Wasserspiegel gut mit der Realität überein.
In Abbildung 2 sind die Wasserspiegellagen der Amper an den beiden Pegeln im März/Anfang April 2013 aufgetragen. Die mit der Zeit größer werdende Differenz der beiden Pegel Grafrath und Ampermoos verdeutlicht die Stauwirkung der Rampe, die mit dem Baufortschritt immer größer wird. Die Abbildung zeigt auch den Wasserstand am Pegel Stegen/Amper (Stegen_Amper.W.Prod). Er befindet sich 6 km oberhalb der Rampe, nahe des Ammersees. Auswirkungen durch den Aufstau können hier nicht beobachtet werden. Der Ammersee wird nicht beeinflusst.

Auswirkung auf den Pegel Stegen Bild vergrössern Abb. 2: Auswirkung auf den Pegel Stegen

Für das Monitoring der Grundwasserstände im Ampermoos wurden bis Oktober 2012 7 neue Grundwassermessstellen mit Datenfernübertragung errichtet. Für die Beweissicherung hatten wir bereits 2003 mehrere Messstellen in Eching/Ammersee gebaut. Eine Übersicht über alle Messstellen zeigt Abbildung 3.

Grundwassermessstellen Ampermoos Bild vergrössern Abb. 3: Grundwassermessstellen Ampermoos

Aufgrund der extremen Witterungsverhältnisse im Jahr 2013 gab es jedoch Probleme bei der Datenerhebung. Die Grundwasserflurabstände liegen häufig oberhalb der Frosttiefe. In der langen Kälteperiode von Dezember 2012 bis März 2013 konnten keine Messungen erfolgen. Hinzu kamen unvorhergesehene gerätetechnische Probleme, die erst im Mai 2013 behoben werden konnten. Anfang Juni lief im Ampermoos ein 10-jährliches Hochwasser ab, bei dem mehrere Messstellen komplett überspült wurden. Dabei wurde die im Deckel situierte Einrichtung zur Datenerfassung beschädigt. Aufgrund dieser Schwierigkeiten war es an einigen Messstellen nicht möglich, die Grundwasserstände korrekt aufzuzeichnen.

 GW-Ganglinien April bis Juli 2023 Bild vergrössern Abb. 4: GW-Ganglinien August bis November 2023

In Abbildung 4 sind die Grundwasserganglinien in der Zeit von August bis November 2023 dargestellt.

Abbildung 5 zeigt die Auswirkungsgrenze aus den Planfeststellungsunterlagen:

Einflussbereich GW Bild vergrössern Abb. 5 Einflussbereich GW

Entwicklung der Wasserstände im Ampermoos seit dem Bau der Sohlrampe

Seit dem Bau der rauen Sohlrampe in Grafrath werden die für den Aufstauzustand errechneten Wasserstandshöhen im Rahmen der natürlichen Schwankungsbreite eingehalten. Der Aufstau der Amper führt zu keinen Aufhöhungen der Grundwasserstände außerhalb des Naturschutzgebiets Ampermoos. Die Aufhöhung der Grundwasserstände innerhalb der ermittelten Auswirkungsgrenze stimmt sehr gut mit den prognostizierten Grundwasserständen des Grundwassermodelles überein. Auch für den MNQ-Fall (mittleres Niedrigwasser) haben sich die Grundwasserstände nach dem Bau der Sohlrampe erhöht.

Einbringung der Spundwände Bild vergrössern Einbringung der Spundwände
Fertige Sohlrampe Bild vergrössern Fertige Sohlrampe